Biskra im Atlasgebirge

Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika

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Seite 10

 

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Ein paar Frauen schöpften in großen Tonkrügen das Wasser mit einem Hebelarm aus der Tiefe. Ich trank an diesem Tag so viel Wasser, wie nie zuvor. Mein Rücken begann zu schmerzen. Er war am vergangenen Tage, als ich nur mit einem Turnhemd bekleidet durch die Straßen schlenderte, von der Sonne so verbrannt, daß sich die Haut löste. Dazu begann ich noch fürchterlich zu schwitzen. Mir wurde klar, daß ich eine große Dummheit gemacht hatte. Aber durch Schaden wird man ja bekanntlich klug. Schließlich müssen die Eingeborenen es ja besser wissen. Sie tragen zum Schutz gegen die Sonne lange überhängende Mäntel in verschiedenen Farben, sogenannte Burnusse. Zudem trinken sie nur mäßig, um nicht zu schwitzen.

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DIE WÜSTE LOCKT

Dort, wo das Eingeborenenviertel zu Ende war, dehnten sich riesige Grünflächen. Hier - an der Ausfallstraße nach Biskra im Atlas=Gebirge - betrieb ein Engländer eine Dattelhandlung. Mit ein paar englischen Brocken machte ich ihm verständlich, daß ich gern arbeiten wolle, um mir etwas Geld zu verdienen. Er sagte: "All right, boy", und dann erklärte er mir, daß ich gleich nach Biskra mit einer Autokarawane fahren könne, um eine Ladung Datteln zu holen. Biskra liegt ungefähr 400 Kilometer von Algier entfernt. Die Straße, auf der sich noch am gleichen Nachmittag unsere Autokolonne in südlicher Richtung bewegte, konnte kaum als Weg bezeichnet werden. Das Gebirge wurde immer steiler. Auf halbem Wege, mitten auf einem Hochplateau, hatte einer unserer Wagen plötzlich Reifenpanne. Die mußte also erst behoben werden. Die Reparatur nahm so viel Zeit in Anspruch, daß ich mich inzwischen genügend in der Gegend umsehen konnte.

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Auf keinen Fall aber wollte ich wieder den Anschluß verpassen, denn dann wäre mein Schicksal besiegelt gewesen. Einige hundert Meter von unserer Reiseroute entfernt, führte ein steiler Abhang in ein Tal. Da entdeckte ich eine Höhle, die wildromantisch aussah und früher einmal ein Wohnraum gewesen sein mußte. Die Wände zeigten sonderbare, eingemeißelte Schriftzeichen, und am Boden lagen Steine, in denen trichterförmige Löcher eingehauen waren. Hier mußten einmal vor vielen tausend jähren die Vorfahren der Eingeborenen gelebt haben. Die Sahara, vor allem aber auch das Gebiet um Biskra, war vor ungefähr 6000 Jahren fruchtbares Land, auf dem Ackerbau und Viehzucht getrieben wurden. Das hatte ich schon in der Schule gelernt. Natürlich dachte ich in diesem Augenblick nicht daran. Mein Interesse galt vielmehr zwei Schlangen, die anscheinend einen kleinen Streit austrugen. Meine Betrachtungen wurden durch das Hupen der Wagen unterbrochen. Die Reparatur war also beendet und ich eilte schleunigst zurück. Die Nacht brach herein. Die Scheinwerfer unserer Autos gaben der wildzerklüfteten Landschaft ein gespenstisches Aussehen. Ich stellte mir vor, wie es sein würde, wenn plötzlich Räuber hinter Felsblöcken hervorgaloppierten, um unsere Kolonne gefangenzunehmen. Mein Chef, der Engländer, bei dem ich im Wagen saß, erzählte mir von einem Überfall, der sich erst kürzlich ereignet hatte. Zwei von seinen Leuten seien erschossen worden, sagte er mir. Man müsse immer auf der Hut sein. Ich hatte meinen Boß immer mit "Sir" angeredet. Aber bald sagte er mir:

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